Gedanken zum Mitnehmen 

(aus: GemeindeZEITUNG September/ Oktober/ November 2021)


Neu

„Siehe, ich will ein Neues schaffen,

jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?“

(Jesaja 43,19a)

Das ist eine neue Erfahrung. Für jede:n persönlich, für ganze Gesellschaften. Eine Pandemie wirbelt alles durcheinander. Bringt gewohnte Abläufe ins Stocken und lässt Menschen den Sinn ihres Tuns und Lassens hinterfragen. Einiges musste neu entwickelt werden, um miteinander in Kontakt zu bleiben oder

um Bildung und Berufliches zu organisieren. 

Wie nachhaltig wirken sich Neuheiten auf unser Leben aus? Manche Innovationen setzen sich durch, andere erweisen sich als wenig praktikabel. Technische Entwicklungen wie E-Mobilität oder die Nutzung der Solarenergie benötig(t)en Jahrzehnte, um im Alltag anzukommen. Verschiedene Formate zum Abspielen von Musik lösen einander ab oder ergänzen sich.

Hinzu kommt, dass die Geschwindigkeit wächst, mit der sich neue Entwicklungen etablieren. Am eindrücklichsten zeigt sich das an der Erfindung des Smartphones, das vor 14 Jahren erstmals auf den Markt gebracht wurde. Welche Folgen hat das für unser Verhalten? Wie schnell können wir uns jeweils an Neues gewöhnen? Dabei geht es ja nicht immer nur um Geschmacksfragen oder darum, dass etwas Neues auch aufregend und spannend sein könnte. Oder wie es der Musiker Jan Delay auf seinem neuen Album ausdrückt: „Tut mir leid, liebe Brüder und Schwestern, nichts ist so kalt wie der heiße Scheiß von gestern!“. Eine Neuheit bringt oft einen Schub für weitere Innovationen, an die vorher gar nicht zu denken war. Solchen Veränderungen mit Offenheit zu begegnen kann herausfordernd sein. Und nicht alles, was neu ist, ist per se besser. Allerdings haben sich nach und nach Verhaltensweisen und Standards durchgesetzt, hinter die wir heute keinesfalls zurückgehen würden: ein diskriminierungsfreier

Umgang, rechtsstaatliche und demokratische Regulierung des Gemeinwesens, eine faire Verteilung von Gütern und Teilhabemöglichkeiten für alle Menschen. Zusätzlich macht es die Klimakrise notwendig, zukünftige Generationen in den Blick zu nehmen und Menschen vor immer heftigeren Katastrophen

zu schützen.

Zu allen Zeiten beschäftigen sich Menschen damit, auf persönliche oder gesellschaftliche (krisenhafte) Veränderungen zu reagieren. Ob in jüngster Vergangenheit oder im Israel, in dem der Prophet Jesaja gelebt hat. Er versucht den Menschen Mut zu machen, auch wenn der Blick für das Kommende, das Rettende, das Schöne noch gar nicht frei ist, das Gott verheißt: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?“ (Jesaja 43,19a). Mit einer Prise Provokation gewürzt, mischt Jesaja in den düsteren Gedankenbrei einen deftigen Anteil Zuversicht.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie erkennen können, wo das Neue wächst und Ihrem Leben Hoffnung gibt.

 

Ihr Pfarrer Alexander Pabst