Chronik

Der Anfang

Am 6. Dezember 1906 erwarben die kirchlichen Körperschaften das Kirchengrundstück in der Fuldastraße 50/51 zum Preis von 100.000 Mark. Und im Jahr 1908 fand die Grundsteinlegung statt. In erfreulich kurzer Bauzeit wurde dann die Kirche vollendet: nach knapp 11/4 jähriger Bauzeit war sie fertig gestellt, innerlich unserer heutigen Kirche fast gleich, nur der Turm war um einiges höher.


Zum Einweihungsgottesdienst am 15. November 1909 erschien auch Prinz August Wilhelm von Preußen, was durch Fotos belegt ist.

Der erste Weltkrieg

Während des Krieges übernahmen viele Frauen die Arbeit der Männer und auch in den Gemeinden war die Frauenhilfe besonders wichtig. Die Frauenhilfe gründete einen Kindergarten/Hort, in dem bis zu 100 Kinder täglich betreut wurden. Die Kinder kamen aus Familien, in denen die Frauen kriegsdienstzwangsverpflichtet waren und den Kindern dadurch Verwahrlosung drohte. Es wurden in der Kirche auch Kriegsfamilienabende veranstaltet, um die Familien, aber auch Witwen und Einsame in der Kriegszeit zu stärken. Das Kriegselend war schrecklich. Scharenweise starben die durch Unterernährung entkräfteten Menschen an den Folgen der verheerend auftretenden Grippe. Zeitweilig war es kaum möglich, die große Zahl der Leichen ordnungsgemäß zu bestatten.


Nach Kriegsende, in der Zeit wirtschaftlicher Not und hoher Arbeitslosigkeit engagierte sich die Gemeinde in der Erwerbslosenhilfe, indem sie Erwerbslosen Räume zur Verfügung stellte, wo diese Handwerkprodukte für einen Basar anfertigten oder indem sie die Familien der Erwerbslosen einlud und handfest unterstützte.

Auf diese Weise versuchte die Gemeinde auch, den Kontakt zur Arbeiterbevölkerung zu halten, da sie den Einfluss der Sozialdemokraten und Kommunisten fürchtete. Die Gesinnung vieler Kirchenmitglieder, die bisher sehr kaisertreu war, blieb eher konservativ.

Die Zeit des Nationalsozialismus - Zwischen Ja und Nein

Am 30. Dezember 1929 fand in der Martin-Luther-Kirche eine deutschkirchliche Jahreswendmette statt. Im Protokollbuch des Gemeindekirchenrates ist vermerkt, dass Pfarrer Schutzka diese Bewegung als eine heidnische Irrlehre in christlichem Gewand bezeichnete. Im Jahre 1933 wurde ein Antrag der Deutschen Christen auf Saalbenutzung gar nicht erst verhandelt, was einer Ablehnung entspricht, aber an späterer Stelle wird es doch solche Veranstaltungen gegeben haben, da die Rede davon ist, daß Pfarrer Saran die Organisation übernommen habe und das Gebäude bei Bedarf von SA und Jungmännerverein bewacht werden soll.


Wir wissen heute, dass in der Gemeinde sowohl Anhänger der Gruppe der national-sozialistischen Deutschen Christen als auch Anhänger der Gruppe der sich davon distanzierenden Bekennenden Kirche vertreten waren. Leider gibt es wenig Zeugnisse aus dieser Zeit. Über den 6. November 1934, dem 25-jährigen Kirchweihjubiläum wird allerdings berichtet, daß der national - sozialistische Reichsbischof Müller die Festpredigt hielt. Auch wurde aus dem Gewinn des Jubiläumspostkartenverkaufs ein Hitlerbild für den Gemeindesaal angeschafft.

Zerstörung und Wiederaufbau bis in die Gegenwart 

Am 29. Januar 1944 brannte die Kirche nach einem Bombenangriff aus. Freiwillige schippten den Gottesdienstraum aus und transportierten den Schutt weg. Zum Wiederaufbau der Kirche wurde eine Baukasse gegründet. Die Wiederaufbauarbeiten begannen im Oktober 1952 am Kirchturm. Danach wurden die tragenden Säulen, das Geläut, die Turmuhr, die Fenster und Außentüren wiederhergestellt. Im Kirchenschiff wurde das Dach erneuert. Diese Arbeiten kamen 1954 zum Abschluss. Der dritte Bauabschnitt umfasste den Einbau der Emporendecke, der Decke im Kirchenschiff, Heizungs- und Beleuchtungsanlagen. Der vierte und letzte Bauabschnitt umfasste den Innenausbau (Putzarbeiten, Fußböden, Türen, Malerarbeiten, Einbau von Gestühl und Beleuchtungskörpern). 

 

Der Innenraum der Kirche hatte nun ein ganz neues Aussehen. Am 15. November 1959 wurde das 50-jährige Bestehen gefeiert und zugleich die neue Orgel eingeweiht. 1970 wurde die Kirche in einem längeren Zeitraum den Ansprüchen der damals modernen Gemeindearbeit entsprechend umgebaut. Im Vordergrund stand die Gewinnung neuer Gemeinderäume, die zur Verkürzung des gesamten Kirchraumes führte und der Kirche im wesentlichen ihre heutige Gestalt gab. In diesem Zuge entstand auch das Pfarrhaus mit Kindertagesstätte. In den 60er und 70er Jahren machte die Gemeindearbeit viele Veränderungen durch. Es bildete sich ein Team sehr qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Gemeindearbeit in die Hand nahmen. Die Gemeinde verkleinerte sich gleichzeitg ständig, auch durch die Gründung der Nachbargemeinde Ananias. In den letzten Jahren erleben wir besonders den inneren Umbau der Gemeindearbeit durch die Wegkürzung Hauptamtlicher aus finanziellen Gründen und die wachsende Beteiligung Ehrenamtlicher in allen Bereichen des Gemeindelebens. Auch wenn die Gemeindegliederzahlen immer noch sinken, ist unsere Kirche nach wie vor ein Anlaufpunkt für viele Menschen aller Generationen. Das Gemeindeleben ist am Wachsen und wir sehen das mit großer Freude.